Der zurzeit in deutschen Kinos laufende Film „Mutter Mutter Kind – Let’s do this differently“ begleitet über 12 Jahre hinweg eine Regenbogenfamilie und deren Angehörige. Die Zuschauenden werden mitgenommen in die Entwicklung einer queeren Familie, in ihren Alltag und ihre Herausforderungen. Die Familie ist das, was den Film sehenswert macht. Dabei übernehmen die Kinder einen beeindruckenden Part. Sie sorgen immer wieder für tiefe emotionale Berührung, sie stellen stereotype, konservative, heteronormative, queer- und generell menschenfeindliche Äußerungen in den Schatten.
Queerfeindliche Äußerungen sowie die Reproduktion heteronormativer Rollenklischees stellen bei der Betrachtung des Films eine große Herausforderung dar, denn dieser ist durchzogen mit solchen Äußerungen. So werden in eingespielten Sequenzen mit Schauspieler*innen kritische Stimmen eines Psychologen und einer „besorgten Mutter“ zum Thema Regenbogenfamilien dargestellt. Laut Regisseurin Ernst wurde dieses Stilmittel bewusst gewählt, um in der Gesellschaft noch immer vorherrschende Einstellungen und Vorurteilen gegenüber Regenbogenfamilien Raum zu geben. Dadurch dass diese Einspieler unkommentiert für sich stehen bleiben und keine wissenschaftliche Gegendarstellung gegeben wird, entsteht eine Schieflage. Allein an der portraitierten Familie können wir sehen, was Studien längst belegen: Kinder, die in Regenbogenfamilien aufwachsen, sind glücklich, selbstbewusst, sozial und empathisch.
Im Film wird nicht nur die Frage „Was ist eigentlich Familie?“ aufgeworfen, sondern wiederholt reproduziert, dass eine Vaterrolle/eine männliche Bezugsperson fehlt, wenn Kinder mit zwei Müttern großwerden. Für die meisten Regenbogenfamilien ist die Konfrontation mit Diskriminierung tagtägliche Realität. Ein Film, der genau dies fortführt, sollte nicht ohne weiteres das Prädikat „Sehenswert“ erhalten. Zumindest sollten Personen, die sich „Mutter Mutter Kind“ im Kino ansehen wollen im Vorfeld deutlich gemacht werden, dass im Film Queerfeindlichkeit und heteronormative Stereotype reproduziert werden.
„Mutter Mutter Kind“ hätte ein stärkender Film für (zukünftige) Regenbogenfamilien werden können – und die Elemente dafür enthält er zum Teil auch. Sie hätten lauter sein dürfen und müssen!
Die LAG Regenbogenfamilien
Die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Regenbogenfamilien NRW ist der Zusammenschluss der Vertreter*innen der Angebote der Regenbogenfamilien-Selbsthilfe in NRW. Über die LAG erfolgt Vernetzung und Erfahrungsaustausch von haupt- und ehrenamtlichen Personen, die Beratungs- und Gruppenangebote von und für Regenbogenfamilien in NRW anbieten. Koordiniert wird die LAG seit 2021 über die Fachstelle Regenbogenfamilien NRW.